Author(s)
Liuhto, MaijaKeywords
73.76 Politische Ethnologie: Sonstiges89.22 Nationalismus
73.08 Regionale Ethnologie
Nepal / Hindutva / Hindunationalismus / Indien / Gewalt / Politik / Interreligiöse Harmonie / Religiöse Minderheiten
Nepal / Hindutva / Hindu nationalism / India / Violence / Politics / Inter-religious harmony / Religious minorities
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http://othes.univie.ac.at/21294/Abstract
Die Könige Nepals haben die Legitimität ihrer Herrschaft aus dem Hinduismus bezogen, seit sich diese Nation im 18. Jahrhundert vereinigte. Hindunationalismus, oder auch Hindutva, kristallisierte sich als politische Ideologie in den 1920er Jahren in Indien heraus und ließ sich vom extremen europäischen Nationalismus und sozio-religiösen Bewegungen innerhalb des Hinduismus beeinflussen. Hindutva fand seinen Ausdruck in einer Idee von einem monokulturellen Hindu Rashtra (Nation), der die Religionen außerhalb von Südasien ausschließt. Während Nepal sich von äußeren Einflüssen bis zu den 1950er Jahren isolierte und als ein Hindu-mehrheitlicher Staat fortbestand, wurde Indien nach der Unabhängigkeit als säkular erklärt. Wie diese Arbeit zeigt, haben die Herrscher Nepals und die Hindunationalisten Indiens eine gegenseitig nützliche Beziehung kreiert, die die Monarchie beschützte und es den indischen Hindutva Gruppen erlaubte, ihre Netzwerke nach Nepal auszubreiten. Dies erlaubte den beiden Strängen des Hindunationalismus auch, sich stetig anzunähern. Hindutva erlebte in Indien einen enormen Anstieg zur politischen Mitte in den späten 1990er Jahren, was einige der schlimmsten Fälle von Gewalt gegenüber religiösen Minderheiten im unabhängigen Indien als Folge hatte. Als Nepal 2006 nach einem 10-jährigen Maoistischen Konflikt zu einem säkularen Staat erklärt wurde, hat die Hindutva Militanz angefangen, sich zu zeigen. Religiöse Gewalt war bis dahin relativ gering und zeigte sich nur im Zusammenhang mit den zunehmenden Mobilisierungen der Minderheiten. Basierend auf die Feldforschung, die in Nepal durchgeführt wurde, befasst sich diese Diplomarbeit mit den Reaktionen dieser Hindutva Gruppen zu Säkularismus in Nepal und unterscheidet zwischen verschiedenen Taktiken, die die Restoration des Hindu Staates als Ziel haben. Diese Taktiken werden dann in Bezug auf die jetzige politische Stimmung in Nepal untersucht, wo die Versuche der ethnischen, regionalen und religiösen Minderheiten sich durchzusetzen, den vom Staat geförderten Nationalismus infrage stellen. Die zentrale Frage ist daher, ob es zu erwarten ist, dass die Popularität des Hindutva in Nepal steigen wird. Einige Reaktionen konnten im Laufe der Forschung identifiziert werden: Gewaltangriffe, aggressive Hindutva Rhetorik und Versuche nach politischer Mobilisierung haben sich nach dem Säkularismus vermehrt. Es hat einen klaren Anstieg an Gewalttaten gegen Christen und Muslimen nach 2006 gegeben, welche von den Hindutva Extremisten durchgeführt wurden. Zur gleichen Zeit haben es die Hindu-Rechten versucht, die nepalesischen Hindus zu mobilisieren, indem sie sich von dem extrem unpopulären und mittlerweile enthronten König abwendeten und sich auf die Madheshi Bewegung konzentrierten, welche ein populärer Aufstand der Menschen an der Indischen Grenze gegen den herrschenden Paharis ist. Gleichzeitig sprechen sich die Royalisten immer noch für die Wiederherstellung der Hindu Monarchie aus und lehnen die Forderungen nach einer auf Ethnizität basierenden föderalen Struktur ab. Die Forderungen der Minderheiten können ein Problem für den Hindutva darstellen, indem sie das Einigungsprojekt aller Hindus hindern. Allerdings könnte genau dies gleichzeitig zu einer steigernden Popularität des Hindunationalismus führen, weil sich die konstruierte Identität der Mehrheit bedroht fühlt. Beim Betrachten der Hindutva Rhetorik, die sich nach 2006 in Nepal entwickelte, kann eine Annahme kleiner, global vernetzter Gruppen erkannt werden, die die Hindu Mehrheit bedrohen. Die Hindutva Propaganda sieht die christliche Minderheit Nepals als ihren schlimmsten Feind an, gefolgt von den Muslimen an zweiter Stelle. Die Hindu Rechten behaupten, dass die Wiedereinführung eines Hindu-mehrheitlichen Staates der einzige Weg sei, religiöse Konflikte zu verhindern und sieht Säkularismus als eine Verschwörung von außen an, die die Hindus schwächen soll, indem den Minderheiten zu viele Rechte gegeben werden. Eine verschiedene Auffassung der Geschichte lässt die Hindunationalisten Nepals benachteiligt gegenüber denen in Indien, wo die Idee einer Hindu-Viktimisierung die Rachepolitik begründet. Für ihre populäre Mobilisierung müssen die Hindu Rechten Nepals eine Idee von zukünftigen Bedrohungen erschaffen und die Hindu Madheshis und die Paharis gegen die religiösen Minderheiten vereinigen, um an Unterstützung zu gewinnen.Hinduism has been used as a source of legitimacy by the kings of Nepal since this nation was first unified in the 18th century, while Hindu nationalism, also known as Hindutva, crystallized as a political ideology in the 1920s in India, drawing substantially from extreme European nationalisms and socio-religious movements inside Hinduism. Hindutva found its expression in an idea of a mono-cultural Hindu Rashtra (nation) that excludes the followers of religions originating outside of South Asia. While Nepal isolated itself from all outside influences up until the 1950s and continued to exist as a Hindu majoritarian state, India was declared secular after its independence. The rulers of Nepal and the Hindu nationalists of India, however, created a mutually beneficial relationship that protected the monarchy and allowed the Hindutva groups of India to spread their networks to Nepal, thus leading to a steady rapprochement of these two strands of Hindu nationalism, as will be shown in this thesis. Hindutva experienced a tremendous rise to mainstream politics of India in the late 1990s, followed by some of the worst instances of violence against religious minorities after independence. As Nepal was declared a secular state after a ten-year-long Maoist conflict in 2006, Hindutva militancy has started to raise its head in this country where religious violence has been a relatively rare occurrence, coinciding only with periods of increased minority mobilization. Based on fieldwork conducted in Nepal, this thesis studies the reactions of the Hindutva groups to secularism in the country, distinguishing between different tactics that aim to restore the Hindu state. These tactics are then examined in relation to the current political climate in Nepal where minority assertions (ethnic, regional and religious) have challenged the state-propagated nationalism. The central question is, hence, whether the popularity of Hindutva can be expected to rise in Nepal now. Several reactions could be identified in the course of the research: violent attacks, aggressive Hindutva rhetoric and attempts at political mobilization have intensified since secularism. There has been a clear increase in violence against Christians and Muslims after 2006, with attacks carried out by extremist Hindutva groups. At the same time, the Hindu right has tried to mobilize the Nepalese Hindus by abandoning the extremely unpopular, now dethroned king, and by concentrating on using the Madheshi movement, a popular uprising of the people living on the border of India against the dominating Paharis, to its own ends. Simultaneously the royalists still argue for the reinstatement of Hindu monarchy and oppose the demands for ethnicity-based federal states. Hence, it will be shown that the minority assertions on the one hand present a problem for the Hindutva cause by hindering its project of unifying all Hindus, but at the same time this might create exactly the kind of situation that leads to the increasing popularity of Hindu nationalism, as minority mobilization threatens the constructed majority identity. Looking at the Hindutva rhetoric that has emerged in post-2006 Nepal, a perception of small groups linked to global forces that threaten the Hindu majority can be clearly identified. Hindutva propaganda sees the Christian minority of Nepal as its number one enemy, while the second place is reserved for the Muslims. The Hindu right argues that the re-establishment of a Hindu majoritarian state is the only way to prevent religious conflicts in Nepal, and it sees secularism as a conspiracy of outside forces, out to weaken the Hindus by giving too many rights to the minorities. Since an opposite experience of history leaves the Hindu nationalists of Nepal disadvantaged compared to their Indian counterparts who legitimize their politics of vendetta through an idea of Hindu victimization, the Nepalese Hindu right must create an idea of future threats for its popular mobilizations. It must also attempt to unite the Hindu Madheshis and Paharis against the religious minorities in order to win more support.
Date
2012Type
HochschulschriftIdentifier
oai:othes.univie.ac.at:21294Liuhto, Maija (2012) Himalayan Hindutva. Diplomarbeit, Universität Wien. Fakultät für Sozialwissenschaften BetreuerIn: Gaenszle, Martin