Author(s)
De Bruyckere , LukaKeywords
15.06 Politische Geschichte15.38 Europäische Geschichte nach 1945
15.04 Ausbildung, Beruf, Organisationen
89.73 Europapolitik, Europäische Union
Klima / Migration / politische Debatte / Die Grünen / European Free Alliance / Europäisches Parlament / EU
Clima / migration / political debate / The Green Party / European Free Alliance / European Parliament / EU
Full record
Show full item recordOnline Access
http://othes.univie.ac.at/44212/Abstract
Migration und der Klimawandel sind derzeit die zwei vorrangigen Probleme, die die Gesellschaft zu bewältigen hat. Die Verbindung zwischen beiden ist sehr leicht herzustellen, wie es sich an Hand der Berichterstattung zum Klimawandel und dem Konflikt in Syrien leicht darstellen lässt. Eine lebhafte akademische Debatte über die Umwelt oder den Klima – Migrationsnexus teilt Wissenschaftler in Minimalisten und Maximalisten ein. Erstere untersuchen die Not der sogenannten Klimamigranten und Flüchtlinge, Letztere lehnen dieses Konzept mit dem Hinweis auf die komplexe Multikausalität von Migration ab. Minimalisten fürchten die politische Instrumentalisierung des Diskurses über Klimamigration, und gehen von einer Dominanz der Argumentation der Maximalisten in der politischen Sphäre aus. Ihre Bedenken lösen Fragen zu der Beziehung von Wissenschaft und Politik aus. Theoretische Perspektiven zur Nutzbarmachung von Forschung lassen den Verlust von Komplexität erwarten, wenn akademische Argumente in die politische Debatte wandern. Dazu werden Entscheidungsträger so dargestellt, dass sie die Forschungsergebnisse auf Basis ihrer ideologischen Werte auswählen, und diese Argumentationen so transformieren, dass sie zu ihren politischen Absichten passen. In einer Zeit, die gekennzeichnet ist vom allgegenwärtigen Diskurs über Klimawandel und Migration ist es wichtig auszuwerten, inwieweit (akademischen) Argumente den politischen Standpunkt stützen. Ich machte eine Fallstudie zu den Strategiepapieren in Verbindung mit den Grünen/European Free Alliance im Europäischen Parlament, geleitet von folgenden Forschungsfragen: (1) Wie ist die akademische Debatte in den Strategiepapieren repräsentiert? (2) Wie wurden akademische Argumente zum Klimawandel und zur Klimamigration als politische Argumente verwendet? Ich bewertete zuerst wie Klimamigration konzeptualisiert wurde, zu welchem Grad die Dokumente die Komplexität aus der akademischen Debatte mithinüber genommen haben, und was diese Dokumente basierend auf welchen argumentativen Stützen als Politik vorschlugen. Ich brachte diese Eigenschaften der untersuchten Dokumente in Relation zu den jeweiligen Einflüssen der Minimalisten und Maximalisten. Diese Bewertung machte den prominenten Einfluss von jenen deutlich, die ich „entwickelte Maximalisten“ nenne, eine Form von Maximalisten die gewisse Argumente von Minimalisten inkorporiert haben. Die meisten Strategiepapiere zeigen ein Bewusstsein der minimalistischen Nuance, aber dennoch behalten sie die maximalistischen Schlüsse bei, welche politischen Aktionen es benötigt um auf das wachsende Problem der Klimamigration zu antworten. Aufbauend auf der Bewertung der Repräsentation der akademischen Debatte in Strategiepapieren, diskutierte ich die Transformation der Forschung, Transfer, Änderung oder Löschung. Darauf basierend entwickelte ich eine Interpretation, wie zentrale Argumente, Konzepte und Kontroversen, die die akademische Klimadebatte charakterisiert, als politische Argumente verwendet wurden. Die Forschung legt offen, dass der Diskurs über Klimamigration oft dazu genützt wird, um Fragen die nur indirekt mit der Klimamigration in Verbindung stehen, zu verteidigen oder dagegen aufzutreten. Hinzu kommt, die Art und Weise wie Klimamigration konzeptualisiert wird, legt bereits die Art der Lösung fest, die das Dokument vorschlägt. Generell lässt sich sagen, je mehr ein Dokument von den Minimalisten beeinflusst ist, je unwahrscheinlicher ist es, dass es konkrete und eindringliche Lösungen zur Klimamigration enthält. Denn es zählt, wie Klimamigration konzeptualisiert wird. Eine Analyse dieser zu Grund liegenden Konzeptualisierung kann eine Evaluierung der konkreten Lösungen leiten, und daher Argumente geben um diese zu unterstützten oder ihnen entgegen zu treten.Migration as well as climate change are currently two of the most pressing issues societies are facing. The link between both crises is easily made as exemplified by news reports positing a connection between climate change and the Syrian conflict. A vivid academic debate on the environment or climate migration nexus divides maximalist and minimalist scholars. The former analyse the plight of so called climate migrants and refugees while the latter reject these concepts by stressing the complex multicausality of migration. Minimalists fear the political instrumentalisation of the climate migration discourse, assuming a predominance of maximalist argumentations in the policy realm. Their concerns prompt questions on the relation between science and politics. Theoretical perspectives on research utilization expect a loss of complexity as academic arguments travel to the political debate. Furthermore, policy makers are depicted as selecting research findings on the basis of ideological values where after they transform these argumentations to fit their political purpose. At a time that is characterized by the omnipresence of discourses on climate change and migration it is essential to assess what (academic) arguments underpin which political stance. I conducted a case study on policy documents related to the Greens/European Free Alliance in the European Parliament, guided by the following research questions: (1) How is the academic debate represented in policy documents? (2) How are academic arguments on climate migration used as political arguments? I first assessed the way climate migration is conceptualized, what degree of complexity the documents take over from the academic debate and what the documents advocate based on which argumentative support. I brought these characteristics of the documents under analysis in relation with the respective influence of minimalism and maximalism. This assessment revealed the prominent influence of what I call 'evolved maximalism', a form of maximalism that has incorporated certain minimalist arguments. Most policy documents exhibit an awareness of the minimalist nuance but nevertheless retain the maximalist conclusion on the need for policy action in response to the growing problem of climate migration. Building on the assessment of the representation of the academic debate in policy documents, I discussed research transformation, transfer, addition or deletion. With this as a basis, I developed an interpretation of how central arguments, concepts and controversies characterizing the academic climate migration debate are used as political arguments. The research revealed that the discourse on climate migration is often used to advocate or oppose issues that are only indirectly related to climate migration. Furthermore, the way climate migration is conceptualized determines the type of solutions a document proposes. Generally, the more a document is influenced by minimalism, the less likely it is to propose concrete and intrusive solutions to climate migration. As such, the way climate migration is conceptualized matters. Analyses of these underlying conceptualizations can guide the evaluation of concrete solutions and thus provide arguments to support or oppose them.
Date
2016Type
HochschulschriftIdentifier
oai:othes.univie.ac.at:44212De Bruyckere , Luka (2016) Climate migration as political ammunition. Masterarbeit, Universität Wien. Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät BetreuerIn: Schweitzer, Peter