Standardisierte akustische Stimulation bei Frühgeborenen: Auswirkungen auf Herzfrequenz und Aktivität
Author(s)
Wirth, LaraContributor(s)
Maier, Rolf Felix (Prof. Dr. med.)Keywords
Medizin, GesundheitMedical sciences, Medicine
Neonatologie
Perinatale Medizin , Herzfrequenz
Atemfrequenz
Aktivität
Musik
Neonatologie, Frühgeborene
Herzfrequenz
Atemfrequenz
Aktivität
Musik, Mutterstimme
akustische Stimulation
neonatology, preterms
heart rate
respiratory rate
activity
music, maternal voice
acoustic stimulation
Full record
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http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2017/0574Abstract
Hintergrund: Anders als der Fötus intrauterin sind Frühgeborene im stationären Umfeld zahlreichen lauten, unregelmäßigen und ungezielten akustischen Stimuli ausgesetzt. Eine angemessene sensorische Stimulierung wie im Mutterleib scheint aber für eine normale neurophysiologische Entwicklung notwendig zu sein. Fragestellung: Wie wirkt sich eine standardisierte akustische Stimulation auf die Herzfrequenz, die Atemfrequenz und die Aktivität bei Frühgeborenen aus? Methodik: 62 Frühgeborene mit einem Gestationsalter von 30 < 37 Wochen und einem postnatalen Alter < 10 Tagen wurden mittels Randomisierung auf drei Gruppen verteilt. In zwei Gruppen erfolgte 14 Tage lang täglich zwischen 20 und 21 Uhr eine standardisierte akustische Stimulation von jeweils 30 Minuten Dauer. Die Stimulation erfolgte entweder mit Wiegenliedern oder mit gesprochener Mutterstimme jeweils von einem CD-Player über Passivlautsprecher mit einer Lautstärke von 55 bis 65 dB(A). Die dritte Gruppe erhielt keine standardisierte Stimulation und diente als Kontrollgruppe. Herz- und Atemfrequenz wurden jeweils 15 Minuten vor, 30 Minuten während und 15 Minuten nach Intervention minütlich erfasst. Zusätzlich wurde an den Studientagen 1, 7 und 14 jeweils vor, während und nach der Stimulation die Aktivität mittels Aktometer gemessen. Ergebnisse: Im Vergleich zur Kontrollgruppe reduzierten Wiegenlieder die Herzfrequenz während bzw. 15 Minuten nach Stimulation um 6,23 – 3,32 bzw. 10,72 – 6,95 Schläge/Minute und die Mutterstimme um 6,5 – 3,24 bzw. 10,41 – 6,72 Schläge/Minute (jeweils p < 0,01 im Vergleich zur Kontrollgruppe). Auch die Atemfrequenz sank während bzw. 15 Minuten nach Stimulation bei Wiegenliedern um (95%-Konfidenzintervall) 5,51 – 1,61 bzw. 5,90 – 2,09 Atemzüge/Minute und bei Mutterstimme um 4,44 – 1,29 bzw. 4,82 – 1,15 Atemzüge/Minute (jeweils p < 0,01 im Vergleich zur Kontrollgruppe). Zwischen den beiden Formen der akustischen Stimulation zeigte sich kein signifikanter Unterschied. Ein „Gewöhnungseffekt“ im Laufe des 14-tägigen Studienzeitraumes wurde bei keiner der beiden Interventionen beobachtet. Frühgeborene mit einem höheren Gestationsalter reagierten mit einer deutlicheren Senkung der Herzfrequenz als unreifere Frühgeborene (p < 0,05). Die Aktivität der Frühgeborenen war während Stimulation reduziert (Wiegenlieder vs. Kontrollgruppe: p = 0,04; Mutterstimme vs. Kontrollgruppe: p < 0,01), wobei die Mutterstimme einen stärkeren Effekt zeigte (Mutterstimme vs. Wiegenlieder: p = 0,04). Schlussfolgerung: Eine regelmäßige standardisierte akustische Stimulation führte zu einer Senkung der Herz- und Atemfrequenz sowie einer verminderten Aktivität bei Frühgeborenen mit einem Gestationsalter von 30 < 37 Wochen. Ob es sich hierbei um einen Reaktion in Form einer Stressminderung handelt, muss in zukünftigen Studien weiter untersucht werden.Objectives: To investigate the effects of recorded lullabies and taped maternal voice in premature infants. Study design: 62 preterm infants in a stable condition with 30 < 37 weeks of gestation and < 10 days of postnatal age were randomly assigned to hear (A) recorded lullabies or (B) taped maternal voice for 30 minutes each evening during 14 consecutive days or (C) receive no standardized acoustic stimulation (= control group). Heart rate and respiratory rate were recorded daily before, during and after the intervention (A, B) or a comparable period with no intervention (C), while activity was measured on days 1, 7 and 14 of the intervention using accelerometers. Results: Both interventions led to a significant decrease in heart rate and respiratory rate during and after the stimulation when compared to the control group. The changes were more pronounced in infants with higher gestational ages (p = .001). Lower activity was measured during the intervention when compared to the control group (p < .01). Conclusion: Standardized acoustic stimulation with recorded lullabies as well as taped maternal voice led to a decrease in heart rate and respiratory rate and was associated with lower activity. Whether this indicates a reduced stress reaction needs to be investigated in further studies.
Date
2017Type
DoctoralThesisIdentifier
oai:Archiv.UB.Uni-Marburg.de:04-z2017-0574http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2017/0574