Subjektive sportbezogene Deutungsmuster und Handlungsorientierungen Jugendlicher und junger Erwachsener in der Schweiz
Abstract
Der Jugendsport hat sich in den vergangenen Jahren zu einer facettenreichen Bewegungsund Sportkultur entwickelt (Gomolinsky, 2008). Neben dem traditionellen Vereinssport gibt es heutzutage unzählige Bewegungsmöglichkeiten für junge Menschen, die sich über kommerzielle Sportangebote und informellem «light sports» bis hin zum Szenensport erstrecken (Borgers et al., 2015; Lamprecht, Fischer, Wiegand & Stamm, 2015). Neben dieser Beschreibung des sich wandelnden Sport – und Bewegungsverhaltens, blieb jedoch bislang weitgehend unberücksichtigt, inwieweit sich die subjektiven Bedeutungs- und Sinnzuschreibungen sowie sportbezogenen Handlungsorientierungen ebenfalls ausdifferenziert haben und wie diese mit dem individuellen Sport- und Bewegungsverhalten verknüpft sind. Ausgehend von einer Ausdifferenzierung des Sports wird das Sportverhalten auf theoretischer Ebene als eine mit einem subjektiven Sinn verbundene Wahlhandlung zwischen verschiedenen Alternativen (d. h. welche Sportaktivität wann, wo, wie und mit wem ausgeführt wird) konzeptualisiert (Esser, 2001; Schimank, 2010). Sportliche Aktivität kann auf unterschiedliche erklärungsrelevante Komponenten menschlichen Handelns zurückgeführt werden: auf Situationsdeutungen, der Wirkungsweise sozialer Normen oder bestehender Gewohnheiten sowie als bewusste Entscheidung aufgrund von Nutzenabwägungen unter Berücksichtigung individueller Präferenzen, Ziele und Erwartungen. Zur Erfassung subjektiver sportbezogener Deutungsmustern und Handlungsorientierungen wurden in der Deutsch- und Westschweiz wohnhafte sportlich aktive sowie inaktive Jugendliche und junge Erwachsene (N = 8) im Alter von 16 bis 24 Jahren mittels halbstrukturierter Interviews zur eigenen Sportpraxis sowie zu den subjektiven Deutungsmustern und Handlungsorientierungen zu Sport, Bewegung, Körper, Gesundheit und Freizeit befragt. Zur Auswertung wurde die dokumentarische Methode nach Bohnsack (2013) angewendet. Insgesamt konnten vier übergeordnete Typen sportbezogener Handlungsorientierungen anhand des vorliegenden Interviewmaterials unterschieden werden: «Leistungs- und Wettkampforientierung », «Autonomie und Freiwilligkeit», «Körperidealorientierung» und «Gesundheitsorientierung ». Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen auf, dass sich die Sportmodelle von Heinemann (2007) trotz der zunehmenden Vielfalt im individuellen Sportverhalten Jugendlicher und junger Erwachsener, zumindest teilweise, wiederfinden lassen und dass diese mit unterschiedlichen subjektiven Deutungsmustern und Handlungsorientierungen verknüpft sind. In den subjektiven Deutungsmustern der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind dabei neben den bereits in den Sportmodellen verankerten zweck- und wertrationalen Orientierungen (z. B. Leistungs- und Wettkampforientierung sowie Gesundheitsund Körperorientierungen) noch weitere affektuelle und traditionale Handlungsorientierungen (z. B. Bedürfnis nach sportlich-körperlicher Aktivität oder gewohnheitsmässiges Sportengagement) von Bedeutung. Darüber hinaus können den einzelnen sportbezogenen Sinnzuschreibungen (z. B. Förderung der Gesundheit) jeweils ganz unterschiedliche Handlungsorientierungen nach Weber (2002) zugrunde liegen (z. B. Gesundheitsförderung als wertrationale oder zweckrationale Handlungsorientierung).Date
2017-05-25Type
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oai:boris.unibe.ch:109237Hayoz, Christelle Vanessa; Schlesinger, Torsten; Nagel, Siegfried; Klostermann, Claudia (25 May 2017). Subjektive sportbezogene Deutungsmuster und Handlungsorientierungen Jugendlicher und junger Erwachsener in der Schweiz. In: 49. Jahrestagung der asp Gelingende Entwicklung im Lebenslauf (p. 64). Bern: Universität Bern, Bern Open Publishing
urn:isbn:978-3-906813-42-4