Fallstudie über Pazifismus, Propaganda und die Verquickung von Fakten mit Werten
Author(s)
Müller, Olaf L.Keywords
AppeasementDemut
Fakten
Geschichte Europas
Gesinnungsethik
Grenzen der Erkenntnis
Hilary PUTNAM
Konsequentialismus
Kosovo
Krieg
Luftkrieg
Michael WALZER
Objektivität
Pazifismus
Philosophie
Politik
Propaganda
Racak
Rudolf SCHARPING
Slobodan MILOSEVIC
Verantwortungsethik
War
Wertfreiheit
appeasement
consequentialism
dicke ethische Begriffe
entanglement of fact and value
facts
moral bombing
objectivity
pacifism
thick ethical concepts
valueladeness of fact
wertbeladene Fakten
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Was wissen Sie über Kosovo? Nicht genug. Nicht genug jedenfalls über objektive, wertfrei vorgegebene Fakten, mit deren Hilfe man verantwortungsethische Bewertungen des NATO-Angriffs begründen könnte. Trotzdem halte ich drei wertende Aussagen über den Kosovo-Konflikt für vernünftig. Sie lauten (in alphabetischer Reihenfolge): Der bewaffnete Kampf der Albaner im Kosovo war moralisch falsch. Die Militäreinsätze der Serben im Kosovo waren moralisch falsch (schon vor Beginn der NATO-Bombardements und erst recht danach). Und schliesslich: Die Luftschläge des Westens gegen Serbien waren moralisch falsch. Insbesondere diese letzte Behauptung ist der Zielpunkt des Aufsatzes. Mein Plädoyer für diese Behauptung verläuft auf einem dritten Weg zwischen der gesinnungsethischen Position pazifistischer Rigoristen und der verantwortungsethischen Position ihrer Kontrahenten. Die grundlegende Richtlinie für meine Untersuchung besteht darin, keine Behauptungen als objektiv auszugeben, die in Wirklichkeit auf Wertungen beruhen. Schon beim Blick auf die Vorkriegs- und Kriegsgeschehnisse im Kosovo kommen wir nicht ohne die Hilfe von Werten aus; und ich plädiere dafür, diese Geschehnisse im Lichte einer verzweifelten Menschenliebe anzusehen: Daraus ergibt sich eine neue Form von Pazifismus.What do you know about Kosovo? Not enough. As regards the 1998/99 crisis in Kosovo, you do not know enough about objective, value-free facts on which you would have to rely if you wished to evaluate NATO's intervention from the point of view of consequentialism. Nonetheless, I want to urge three moral claims about the crisis in Kosovo. They are (in alphabetical order): First, the Albanian military actions against Serbian forces and civilians were morally wrong; second, the Serbian military actions against Albanian civilians and against UCK (KLA) were morally wrong; and finally, the Western bombing was morally wrong. With this last claim we'll be mainly concerned in the paper. I'll try to justify the claim without enbracing pacifist rigorism and without making the opposite mistake (of embracing consequentialist evaluation of war). Rather I shall insist that we must not pretend to have access to objective facts (as regards the war in Kosovo) while all we have is a view on reality in the light of values. You cannot neutrally describe what was going on in Kosovo without presupposing values. And the description in the light of the pacifist's values is by far more attractive than the value-laden descriptions of her opponent.
Date
2004-01-01Type
TextIdentifier
oai:HUBerlin.de:27382http://edoc.hu-berlin.de/oa/bookchapters/reWyNagDUjOk/PDF/26mRalOyHDrX6.pdf
oai:HUBerlin.de:27382